Sind die Deutschen wirklich ärmer als die Griechen?
Vor einiger Zeit hat eine Studie der EZB bezüglich der
Finanzen europäischer Haushalte für Aufruhr gesorgt. Die Studie wurde von den
MM als Beweis dafür interpretiert, dass die armen Deutschen nicht für die
ausgabefreudigen Südeuropäer zahlen müssten. Wie sieht es jedoch in
Wirklichkeit aus?
Es ist zwar wahr, dass der Durchschnittshaushalt in Deutschland
ärmer als der des Südens ist, Deutschland selbst jedoch ist reich. Ebenfalls
wichtig zu betonen ist es, dass dieser Reichtum sehr ungleichmässig verteilt
ist, aber die Frage der ungleichmässigen Verteilung hat die Presse nicht
sonderlich beschäftigt.
Die Studie zeigte, dass die deutsche Durchschnittsfamilie
die ärmste in der Eurozone ist. Aber die Angaben warfen auch Licht auf die
mittleren Preise, von welchen alle, die sich interessierten, wichtige Informationen
über die Verteilung des Reichtums in den einzelnen Mitgliedstaaten gewinnen konnten.
Die Analyse fördert im Wesentlichen entsprechend viel über
die Verteilung des Reichtums in jedem Land ans Tageslicht. Je grösser die
Differenz zwischen Durchschnitt und mittlerem Preis, desto grösser die
Ungleichheit in der Verteilung des Reichtums. Die Differenz wird in Deutschland noch
grösser. Die Ungleichverteilung des Reichtums der Haushalte wird noch stärker
im Vergleich des Einkommens der oberen 20% mit dem Einkommen der unteren
20%.
Die nächste sich stellende Frage ist, inwiefern der Reichtum
der Haushalte ein guter Indikator für den Reichtum der Nation ist. Ein wichtiger
Teil des nationalen Reichtums ist mit dem Staat oder der Unternehmenssektoren verknüpft
und nicht mit dem Sektor der Haushalte. Wenn sich die Frage darauf richtet,
Licht auf die Fähigkeit Deutschlands zu werfen,Transfers in andere Länder tätigen
zu können, müsste ein noch vollständigerer Ansatz zur Messung des Reichtums
angewandt werden und dieser steht zur Verfügung: Das gesamte Aktienkapital der
Nation. Dies stellt ein Mass der Fähigkeit eines Staates dar, eine
Einnahmequelle (zusammen mit dem Kapital Mensch) zu schaffen.
Wir gebrauchten die vorhandenen Informationen bezüglich Kapitalbestand
der OECD-Länder bis zum Jahr 2012. In der Folge berechneten wir den
Netto-Kapitalbestand pro Einwohner der EU-Mitgliedstaaten. Die wichtigste
Erkenntnis daraus ist, dass die nördlichen Länder der Eurozone tatsächlich die
reichsten in der Eurozone sind. Dieser Schluss resultiert aus der Untersuchung
des gesamten Aktienkapitals, und es ist ersichtlich, dass Deutschland zu den ersten
zwei Ländern bezüglich pro Kopf Vermögen gehört, im Gegensatz zu den südlichen
Ländern Europas mit einem niedrigeren Vermögen; das pro Kopf Vermögen ist mehr
als Doppelt so hoch in den nördlichen als in den südlichen Euro-Ländern, wie
Griechenland und Portugal.
Aus dieser Analyse geht hervor, dass es verfehlt ist, aus
der Studie der EZB zu schliessen, dass Deutschland im Vergleich mit gewissen
Ländern des südlichen Europas arm ist und dass es, konsequenterweise, nicht
einleuchtend ist, dass von den deutschen Steuerpflichtigen verlangt wird, die Wirtschaft
der südlichen Länder zu stützen, wie die Spaniens, Griechenlands und Portugals.
Es scheint jedoch, dass es mit der Vermögensverteilung in Deutschland ein
Problem gäbe:
- Erstens ist der Reichtum in Deutschland besonders auf die obere Spitze der Einkommensverteilung der Haushalte konzentriert.
- Zweitens wird ein grosser Teil des deutschen Vermögens nicht von den Haushalten gehalten, folglich muss es sich in den Händen des Unternehmenssektors oder der Regierung befinden.
So scheint es zwar nicht einleuchtend vom „armen“ deutschen
Durchschnittshaushalt zu verlangen, die Schulden der südlichen Länder zu
übernehmen, sondern einleuchtender wäre es, diese Anforderungen an die viel
reicheren deutschen Haushalte und den Unternehmenssektor des Landes zu stellen.
Mit anderen Worten, der deutsche Widerstand zur Entlastung des Südens ist nicht
mit den schlechten Finanzen des Landes verbunden. Tatsache ist, dass
Deutschland eines der reichsten Länder der Eurozone ist. Das Problem ist die
sehr ungleiche Verteilung dieses Reichtums in Deutschland und die Schaffung
einer Wahrnehmung bei den weniger wohlhabenden Deutschen, dass diese Transfers ungerecht
sind.
Quelle: Sofokleous10.gr
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