Wie wurden im Antiken Griechenland Steuern erhoben? - Kurzer Exkurs



Wohlhabende und Prostituierte, Metöken - alle wurden im antiken Athen besteuert

Wenn die antiken Athener nicht Meister in der Erhebung und Eintreibung der Steuern gewesen wären, gäbe es vielleicht den Parthenon heute nicht. Eine Übertreibung? Und doch, dank des von den anderen Städten bezahlten Tributs während der Ersten Athener Allianz – speziell seit 454 v.Chr. ging 1/20 der jährlichen Steuern zu Gunsten der … Göttin Athene – Perikles sparte das Geld, um den berühmten Tempel zu erbauen. 

Vor 2500 Jahren waren die Kassen von Athen gefüllt, ohne die Hilfe der Ökonomen Harvards‘. Die Wirtschaftskrise war ein unbekanntes Wort und der Überschuss erreichte solche Höhen, dass wenn diese Hr. G. Papakonstantinos heute besitzen würde (Artikel vom Jahr 2010, als Herr Papakanstantinos noch Finanzminister war), würde er vor Freude weinen. Auch damals aber, ohne den Druck der europäischen Partner, wurden Steuern mit diversen Bezeichnungen eingenommen, ordentliche und ausserordentliche, direkte und indirekte, für öffentliche Arbeiten, für die Rüstung usw. Keiner hinterzog Steuern. Es bezahlten die Wohlhabenden und Besitzer, aber auch die Metöken, d.h. die Fremden, und ebenso die Prostituierten!

Die antiken Steuern wurden mit Beschluss des Parlaments erhoben. Was die Transparenz betrifft, wurden von allen, die Steuern bezahlten, die Namen in öffentlich zugängliche Steuerkataloge dieser Zeit festgehalten. Auf Steinplatten und Säulen, d.h. wie diese im Epigrafiko Museum -ein bekanntes-unbekanntes Museum -, das historische Stücke hervorhebt und dokumentiert. 

Dort fanden wir die monumentale „Sechzigste Säule“, ein in Stein gehauener Steuerkatalog mit einer Höhe von 3,5 m, auf welcher nach geographischen Sektionen die Zahlungen der Verbündeten der Ersten Athener Allianz während der Zeit 454/3-440/39 v.Chr. niedergeschrieben sind, so dass ein „Notgroschen“ in der Konfrontation mit den Persern vorhanden war. Die Höhe der Steuern entsprach der wirtschaftlichen Situation der 265 Verbündeten. 

„Ausser dieser ordentlichen Steuer, verhängte das Athen von 440 v.Chr. ihren Verbündeten auch eine einmalige Sonderabgabe, den sog. Beitrag“, informiert uns die Leiterin des Museums. „Die Eintreibung dieser Beiträge wurde bestimmten Fürsten auferlegt, den sog. ‚Ellinotamies‘ “. 

Wie festgestellt werden kann, hatten die Athener viele Tricks zur Eintreibung der Steuern. Als die anderen Städte begannen, sich im Hinblick auf die Zweite Athener Allianz zu beschweren, versprachen die Athener die Allianzsteuer aufzuheben. Was sie letztendlich gemacht haben, war den Namen in „Rente“ zu ändern. 

Der dominante Athener Staat hatte verschiedene Quellen, um die Staatskasse zu füllen. Es gab die Pacht von öffentlichem Eigentum (Grundstücke, Gebäude oder Minen von Lavrion) und auch die gerichtlichen Zahlungen. 

Und andere ordentliche Abgaben füllten die staatlichen Truhen: Für die Ein- und Ausfuhr von Produkten von den Häfen in Attika oder Einfuhr von Handelswaren von den Toren der Stadt. Die Metöken mussten unter Bezahlung einer Gebühr einmal jährlich ihre Aufenthaltsbewilligung für Athen erneuern, wobei sie eine zusätzliche Steuer zu bezahlen hatten, um das Arbeitsrecht zu erhalten. Und die sog. „Häuser“ gaben die … Prostituierten-Steuer ab. 

Verteidigungsabgaben - Die Wohlhabenden hatten zu bezahlen
Ein Teil der Einnahmen gingen an öffentliche Arbeiten. In einer Säule des Museums (432/1 v.Chr.) sind zwei Resolutionsänderungen erhalten geblieben, die möglicherweise im Zusammenhang stehen mit der Verbesserung der Athener Wasserversorgung oder den Bau und die Reparatur der Brunnen. „Das Projekt wurde ‚mit sehr wenig Geld‘, aber als ‚Priorität‘ geplant“, erklärt Frau Lagogiannis (Leiterin Museum). „Die Familie Perikles hat sich wahrscheinlich zur Verfügung gestellt, die Auslage zu bezahlen, aber die Stadt hatte beschlossen, das Geld aus den Steuern der verbündeten Städte zu verwenden“. 

Unsere Vorfahren kümmerten sich auch darum, Verteidigungsmittel zur Verfügung zu stellen. „Die Wohlhabenderen waren verpflichtet, die „Triiarchie*“, die jährliche Ausgabe für die Ausrüstung eines Kriegsschiffes und die Verpflegung der Matrosen, was mit einer Drachme pro Matrose und Tag festgelegt wurde, zu übernehmen“, erklärt die Leiterin des Museums weiter, was auf einer entsprechenden Säule von 481/10 vor.Chr. zu sehen ist. *(Anmerkung: „Triirarchie“ = Im antiken Athen bestand eine Institution ausserordentlicher öffentlicher Funktionen, welche Funktionen den Wohlhabendsten des Staates auferlegt wurden.)

Es benötigte von jemandem Mut, diese wichtige Ausgabe abzulehnen. In diesem Falle hatte er einen anderen zu bezeichnen, den er für Wohlhabender erachtete und „Antidosi“*  zu verlangen. Also sein Vermögen mit dem Wohlhabenderen zu tauschen. Im Falle, dass sich der andere Bürger weigerte, wurde der Schiedspruch von den zuständigen Gerichten ausgesprochen.  *(Anmerkung: „Antidosi“ = alter rechtlicher Term. Bezeichnete im antiken Athen den Austausch des Vermögens einer bestimmten Person der Stadt aus dem öffentlichen Dienst, für öffentliche Abgaben, wie Triirarchie, Sponsoring, Architheoria, Schulleitung, Verpflegung usw. mit dem Vermögen eines Wohlhabenderen aus Athen als er selbst. Dies im Falle, dass der Erstere beweisen konnte, dass der Zweitere wohlhabender als er selbst war und somit auch fähiger, die Auslagen der öffentlichen Aufgaben zu übernehmen.)

Sponsoring und ausserordentliche Massnahmen
Pflicht – aber auch eine besondere Ehre – war das Sponsoring, die Übernahme der Auslagen zur Vorbereitung des Tanzes, der religiösen Veranstaltungen, der Aufführungen dramatischer Kämpfe. „Das Sponsoring kostete 300-5‘000 Drachmen, als im 5. Jahrhundert der jährliche Lohn der Athener Priesterin Nike 50 Drachmen betrug“, betont Frau Lagogiannis, während sie uns eine Säule von 313/2 vor Chr. Zeigt: Ein ehrenamtliches Dekret der Gemeinde Aexoni (heutiges Glyfada) für zwei Sponsoren, Aftea und Filoxenis, die „gut und das Ehrgefühl habend gesponsert haben“. 

Wie wenn schon damals die ordentlichen Massnahmen nicht  genug gewesen wären, gab es auch ausserordentliche. Wie der „Zuschuss“ (in Geldform oder als Durchführung einer öffentlichen Arbeit), welche Leistung von den Wohlhabenden aber auch Metöken zur Unterstützung der Stadt im Notfall erbracht wurde, und sogar der „Beitrag“ in Kriegszeiten für die militärischen Auslagen. 

Und falls jemand bei der Steuerhinterziehung erwischt wurde, war das Gesetz streng, sogar für den Steuereinnehmer. Als Argument gibt es eine Resolution von 510 v.Chr. für die Athener Siedler in Salamina, die zur Bezahlung von Steuern und zur Leistung ihres Militärdienstes verpflichtet waren, aber es ihnen nicht erlaubt war, das ihnen zur Verfügung gestellte Land zu verpachten. Wenn sie dies verletzten, mussten sie dem Staat das dreifache der Pacht als Busse bezahlen. 

Nicht nur diese, aber auch viele andere Inschriften – über 13‘400 – stellt das Epigrafiko Museum zur Verfügung, welche ab dem 8. Jahrhundert v.Chr. bis zur frühchristlichen Zeit stammen. Unter diesen auch der „Avax“ („Tisch zur Berechnung“) aus Salamina mit arithmetischen Symbolen, die älteste steinerne Inschrift von Akropolis, das Heilige Gesetz des Ekatompedou usw.

Quelle: enet.gr / Artikel Paris Spinou

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