Das Sozialversicherungssystem Griechenlands und „die stille Staatsverschuldung“
Eine vom
Hamburgischen WeltWirtschaftsinstitut erarbeitete Studie charakterisiert das
Versicherungssystem und die sich aus diesem ergebenden Forderungen als „stille
Staatsverschuldung“
Um in den kommenden 50 Jahren die im Versicherungssystem
entstehenden Defizite decken zu können, schätzen die Technokraten ein, dass der
astronomische Betrag von ca. 1,08 Billionen Euro nötig ist. In heutigen Preisen
entspricht dieser Betrag ungfähr dem Sechsfachen des BIP des Landes…
Der Troika sind die enormen Probleme des Versicherungssystems
bekannt und sie bezeichnet diese als eine „tickende Zeitbombe“. Zu deren Entschärfung
verlangt sie mit zunehmendem Druck die Ergreifung von Massnahmen, die sich in
einer ersten Phase auf die Einschränkung der vorzeitigen Verrentungen beziehen.
Gleichzeitig verlangt sie, dass die für die Gewährung der Mindestrente
erforderliche Versicherungszeit von derzeit 15 Jahren auf 20 Jahre erhöht wird.
Die versicherungsmathematischen Studien betr. Überlebensfähigkeit
der Versicherungskassen werden das Problem bis zu einem gewissen Grad
aufzeigen. Jedoch werden sie das Bild des Versicherungssystems nicht dramatisch
verändern, wie dies auch aus einer entsprechenden Studie des INE/GSEE
hervorgeht.
Den wissenschaftlichen Mitarbeitern der Gewerkschaften liegen
Daten vor, die aufzeigen:
- Das Jahr 2015 ist das letzte Jahr, in welchem sich das Grenzgleichgewicht des Versicherungssystems hält. Wenn sich die Dinge nicht verändern, beginnt ab 2016 der Zusammenbruch.
- Die Rücklagen des Sozialversicherungssystems in Griechenland sind um 21,5 Mrd. Euro während der letzten 5 Jahre gesunken. Konkret haben die Rücklagen der Kassen, die im Jahr noch 2009 26 Mrd. Euro erreichten, im letzten Jahr die 4,5 Mrd. Euro berührt.
- Fast 20 Mrd. Euro kostet dem System die hohe Arbeitslosigkeit, die flexiblen Beschäftigungsarten, die niedrigen Löhne und die hohe Beitragshinterziehung.
- Mehr als 12 Mrd. Euro betragen die Schulden des öffentlichen Sektors gegenüber dem Versicherungssystems.
Während der Periode des Memorandums erreichten die Kürzungen
der Haupt- und Zusatzrenten insgesamt das Niveau von 4,2 Mrd. Euro. Allein während
der Zeit von 2013 bis 2014 entsprechen die Kürzungen der Hauptrenten,
Zusatzrenten, Abfindungen und Sozialhilfen 43% des Gesamtbetrags der
volkswirtschaftlichen Austerität, d.h. 5,5 Mrd. Euro von 11,6 Mrd. Euro.
Die Forderung nach Kontrolle des Anstiegs der Rentenausgaben
in Griechenland, gleichzeitig mit dem Anstieg um 70% der Rentnerbevölkerung, signalisiert
die Aussicht auf einen Absturz des Niveaus der Rentenleistungen (Haupt- und
Zusatzrenten, Sozialhilfen, Abfindungen usw.) und im Allgemeinen der
Sozialleistungen (Senkung der öffentlichen Gesundheitsausgaben 2010 bis 2012 um
35%), als Beitrag zur Senkung der Defizite der Versicherungskassen und
Beschränkung der Abweichung der öffentlichen Verschuldung im Verhältnis zum
BIP.
Es wird bereits eine signifikante Zunahme neuer Rentner
verzeichnet (40‘000/Jahr bis 2009, 100‘000/Jahr nach 2010).
Quelle: dikaiologitika.gr
Relevante Artikel:
Kommentare
Kommentar veröffentlichen
Besten Dank für Ihren Kommentar.